Der Schriftsteller Raabe im Pfarrhaus

Das Denkmal ist mit dem Schaffen des Schriftstellers Wilhelm Rabe (1831-1919) verknüpft:
Von Juni bis Oktober 1884 schrieb er hier seinen Roman „Die unruhigen Gäste“.

Sein Leben:

Wilhelm Raabe wurde 1831 geboren und wuchs als ältester von drei Kindern westlich vom Harz auf. Der plötzliche Tod des Vaters bedingte 1845 den Umzug nach Wolfenbüttel zu den Brüdern der Witwe.
Im Schulischen versagt er weitgehend, bricht eine Buchhändlerlehre ab, schreibt sich mit 25 Jahren an der Philosophischen Fakultät Berlin ein und beginnt noch im gleichen Jahr sein Buch „Die Chronik der Sperlingsgasse“.
Das Studium bricht er ab, kehrt nach Wolfenbüttel zurück und findet dort mit seinem Bucherfolg Anerkennung.
1862 heiratet er Bertha Leiste, Tochter aus der ‚guten Gesellschaft‘ Wolfenbüttels. Es folgen viele Ortswechsel und Reisen und die Teilhabe an verschiedenen Künstler- und Literatenkreisen. Ab 1870 wohnt die Familie in Braunschweig.

Raabes Werk „war im 19. Jahrhundert überaus populär; die späten Romane
(Anm.: ‚Die unruhigen Gäste‘ zählen auch dazu) brachen jedoch zunehmend mit der Erwartungshaltung der Leserschaft und galten vielen Zeitgenossen als zu anspruchsvoll.“
(Klappentext ‚Die unruhigen Gäste‘, Elsinor Verlag Cosfeld 2007, 2.Auflage 2011)

Raabe und Hüttenrode:

Familiäre Verbindungen Bertha Leistes führen die Familie immer wieder ins Pfarrhaus nach Hüttenrode, in dem er bei einem Aufenthalt 1884 einen Roman schreibt.

Die Orte der Romanhandlung sind – wie in allen seinen Romanen – erfunden und lassen sich nicht eins zu eins auf das alte Pfarrhaus beziehen. Trotzdem inspiriert ihn dort Erlebtes. Schon im Tagebuch von 1860 vermerkt er: „ ,Das Pfarrhaus. Der Spaziergang. – Die Laube, die Geistergeschichten.mit der Mutter Leiste durch das Johannisholz. Die Hütte mit den Faulfieberkranken.‘
Vierundzwanzig Jahre später…werden der Kirchhof von Hüttenrode und die Hütte mit den Flecktyphuskranken zu beherrschenden Motiven in seinem Roman ‚Die unruhigen Gäste‘“(Hoffmeister 2007)

Über Raabe:

„Er zweifelt mehr als die anderen, und der Zweifel ist zu seiner Sprache geworden:
Sie knirscht, sie ist verbohrt, stockt, ironisiert, und ihre Düsternis erfrischt sich an einem harten Humor.“ (Peter Härtling)

„Raabe (und der Mann konnte durchaus was!) – iss ne Lektüre on the wrong side of 50.“ (Arno Schmidt) (aus: Beck, Blüm, Kraushar, Seydel, Braunshweig 2010)

Quellen:

  • Raabe für Leute von heute“, Beck, Blüm, Kraushar, Seydel, Braunshweig 2010, ISBN 978-3-942418-05-8
  • Mit Wilhelm Raabe im Harz“, Hoffmeister 2007, ISBN 978-3-8334-8077-5